Kirchenmusik und Orgel gehört für viele untrennbar zusammen. Wenn man in den Gottesdienst geht, ertönt die Orgel.
Wenn sich die Kirchenmusikerstellen mit popularmusikalischem Profil ausbreiten, mag sich mancher fragen, wo denn da die Orgel bleibt. Tatsächlich gibt es im Studium „Kirchliche Popularmusik“ einen kleinen verpflichtenden Anteil „Orgelspiel“. Die Absolventen sollen fähig sein, zumindest eine Kasualie (sprich einen Gottesdienst, Beerdigung, Taufe oder Hochzeit) auf der Orgel zu begleiten.
Kirchenmusiker wie Andreas Hantke und Tobias Frank sehen das kritisch. Orgeln stehen hauptsächlich in Kirchen – es wäre schade, wenn sie nicht mehr so oft erklingen würden. „Es wäre erstrebenswert, auf einem gewissen Niveau Popmusik zu machen, aber darüber nicht zu vergessen, dass man auch gut Orgel spielen können muss“, sagt Andreas Hantke (Kantor an der Christuskirche München). Die Orgel sei außerdem auch im letzten Jahr zum Weltkulturerbe ernannt worden. „Orgeln stehen zu neunzig Prozent in Kirchen. Und dann muss die Orgel dort auch gespielt werden und dafür braucht es gute Leute.“
Tobias Frank (Kantor an St. Lukas München) ist der Meinung, dass man die Orgel als Klangkörper einfach vielfältiger einsetzen müsse, um sie wieder attraktiver zu machen: „Ich fände es spannender, den Orgelsound in eine Art Lounge-Atmosphäre zu bringen. Pulsierende Rhythmen, Orgel und Elektro. Für viele klingt das so wie aus den 60er, 70er Jahren, aber das hat sich ja alles weiterentwickelt. Das finde ich toll, wenn man eine Verbindung schafft zwischen dem ganz Alten und dem Neueren. Es gibt mit Orgel wahnsinnig viele Möglichkeiten“. Popkantor Hans-Georg Stapff aus Augsburg ist auch der Meinung, dass man die Orgel nur besser verkaufen muss – zum Beispiel mit Konzerten, bei denen das Publikum mit eingebunden ist und die Funktionsweise der Orgel spannend erklärt wird.
Gemeinden mit einem reinen Pop-Profil gibt es bisher in Bayern noch nicht. Diese spezielle Ausrichtung von Kirchenmusikerstellen muss sich erst noch herausbilden, damit die Absolventen der Hochschulen auch eine Perspektive haben. In Zukunft wird es wohl einige Gemeinden geben, in deren Gottesdiensten und Konzerten vor allem christliche Popularmusik zu hören sein wird – unter professioneller Anleitung. Die klassische Kirchenmusik und auch die Orgelmusik werden deswegen nicht aussterben.
Hier können Sie mehr über die professionelle Ausbildung in kirchlicher Popularmusik lesen.